Baummarder (Edelmarder) (Martes martes L. 1758)

 

Lebensraum (Habitat) und Lebensweise

Der Baummarder wird in der Literatur häufig als spezialisierter Räuber der größeren, zusammenhängenden Waldgebiete beschrieben, wo er kletternd und springend kleinen Säugetieren und Vögeln nachstellt. Altholzbestände und reich strukturierte Wälder sind demnach für den Baummarder von entscheidender Bedeutung. Er besiedelt neben Wäldern auch bisher als suboptimal eingestufte Habitate in der halboffenen Knicklandschaft oder kleinste Feldgehölze. Am Tage sucht er gewöhnlich Unterschlupf in Baumhöhlen, Eichhornkobeln oder Vogelnestern, kann aber insbesondere während der Jungenaufzucht auch tagsüber beobachtet werden. Im Gegensatz zu seinem größeren Verwandten, dem Steinmarder, meidet er die Nähe des Menschen und hat sich deshalb die Siedlungen (noch) nicht als Habitat erschlossen. In größeren Parkanlagen wird er jedoch gelegentlich beobachtet. In einer laufenden Telemetriestudie an Baummardern im waldreichen Saarland (Hoffmann & Petry, mündl.) nutzt ein männlicher Marder (Rüde) in den Monaten September und Oktober jeweils ein Revier von über 700 ha, wobei er nachts regelmäßig bis in die an Wald grenzenden Gärten einer Siedlung auf Nahrungssuche geht. Der Baummarder ist wie andere Marder territorial, markiert sein Revier und verteidigt es gegenüber gleichgeschlechtlichen Eindringlingen.
Der Baummarder ernährt sich primär von Nagetieren, vorzugsweise Mäusen, Vögeln und Insekten sowie Aas. Dabei ist sein Nahrungsspektrum regional sehr verschieden.
Die Paarungszeit der Baummarder ist im Hochsommer. Durch eine Verzögerung der Keimentwicklung (Eiruhe) kommen die meist drei Jungen eines Wurfes jedoch erst im April des Folgejahres zur Welt. Diese bleiben acht Wochen im Nest, bevor sie herumzuklettern beginnen und mit zwölf bis sechzehn Wochen sind sie selbstständig. Sie bleiben aber manchmal bis zum nächsten Frühjahr in der Nähe der Mutter und werden mit ca. 14 Monaten selbst geschlechtsreif, wobei eine Fortpflanzung oft erst im dritten Lebensjahr erfolgt.
Der Baummarder wird in Deutschland hauptsächlich durch Fallenjagd bejagt, wobei er vielerorts faktisch geschont wird.

Vorkommen

Er ist in ganz Europa verbreitet, fehlt aber in Mittel- und Südspanien und weiten Teilen Griechenlands.
In Schleswig-Holstein ist der Baummarder inzwischen in allen Landschaften zu erwarten. Selbst in den Marschen wird der Baummarder nachgewiesen. Die Fangjagdnachweise aus Schleswig-Holstein weisen darauf hin, dass die älteren Literaturangaben die tatsächliche Verbreitung nicht mehr widerspiegeln können. 

Populationsentwicklung

Der Baummarder zeigt in der Jagdstreckenstatistik seit Mitte der 1950er Jahre einen stetig steigenden Trend, der durch Populationsschwankungen überlagert wird. Zu erwähnen ist, dass aus den Landesforsten und dem Kreisforst Herzogtum Lauenburg keine Baummarder gemeldet werden, da der Fang dort nicht ausgeübt werden darf. Eine Auswertung der Jagdstrecken ergab die stärksten Zuwächse in Landkreisen mit geringen Waldanteilen (Hoffmann 2001), was als Indiz für eine Ausweitung der Population dienen kann. Es kann aufgrund neuerer Untersuchungen und den tatsächlichen Fangintensitäten interpretiert werden, dass der Baummarder sich zunehmend an die Kulturlandschaft anpassen kann.

Status

Unter Berücksichtigung der Fangjagdintensität (Schmüser 2006) und des stetigen Streckenanstiegs sowie der verstärkten Nutzung halboffener Landschaften kann die Baummarderpopulation als steigend eingestuft werden.

Baummardererfassung 2010

Eine Abundanzeinschätzung für Baummarder wie für viele andere Marderartige ist ohne intensive Freilandarbeit nicht möglich.
Bei einer pauschalen Betrachtung für gesamt Schleswig-Holstein ist seit Anfang der 1980er Jahre ein Anstieg der Jagdstrecke des Baummarders von über 40% festzustellen.
Nutzt man die Regionalisierung der Jagdstrecke auf Landkreisebene sind im Landkreis Herzogtum Lauenburg Rückgänge der Baummarderstrecke seit den 1980er Jahren festzustellen, während sich in allen übrigen Kreisen die Ergebnisse positiv entwickelt haben oder gleichbleibend sind. In Nordfriesland, Pinneberg und Flensburg erfolgte mindestens eine Verdoppelung der Jagdstrecke während der letzten 25 Jahre.
In Verbindung mit den Umfragen des Wildtier-Katasters fällt auf, dass am Beispiel des waldreichsten Landkreises Herzogtum Lauenburg über 95% der beteiligten Reviere Baummardervorkommen melden, jedoch die Fangjagd, bei rückläufiger Tendenz seit mindestens 1997, in weniger als 5% der Jagdbezirke ausgeübt wird.
Nach den bisherigen Erkenntnissen kann für die Art gefolgert werden, dass deutliche Populationszuwächse in den vergangenen zwei Jahrzehnten realisiert wurden und dass eine Ausbreitung in Landschaften mit geringem Waldanteil erfolgen konnte.
Ein mehrjähriges Projekt zur Erforschung von Erfassungsmethoden und dem Sozialsystem des Baummarders konnte in diesem Jahr mit finanzieller Unterstützung der Bundsanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, dem Deutschen Jagdschutzverband und dem LJV Schleswig-Holstein als Verbundprojekt der Universitäten Kiel und Dresden begonnen werden.

Literatur

 

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