Dachs

 

Lebensraum (Habitat) und Lebensweise 

Der dämmerungsaktive Allesfresser bewohnt bevorzugt reich strukturierte hügelige Landschaften mit Misch- oder Laubwaldbestand und Hecken. Als ungeeignet bzw. nur bedingt geeignet erweisen sich Bruchwälder, Sümpfe, Moore und Biotope mit sandigen Böden, welche die Anlage eines Baues erschweren. Die Baue legt er bevorzugt in Waldrand- und Hanglagen an, da er den Wohnkessel gerne recht tief unter die Erde verlegt (ca. 5m).
Seine oft sehr umfangreichen Baue bewohnt er in Familienverbänden, die aus mehreren Generationen bestehen können. In der Regel besteht sie aus einem dominanten Männchen, einem dominanten Weibchen mehreren Generationen weiblicher Tiere und den Jungtieren beiderlei Geschlechts. Ältere Männchen werden vom dominanten Rüden nicht im Bau geduldet. Dachsbaue können über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte von einer Sippe bewohnt und dabei ständig ausgebaut werden. Die Unterscheidung zum Fuchsbau ist, abgesehen von den charakteristischen Spuren, dadurch einfach, dass der Dachs außerhalb des Baues kleine Vertiefungen anlegt, in die er seinen Kot absetzt (Dachsabtritte). Häufig werden die Baue jedoch sogar von Fuchs und Dachs gleichzeitig bewohnt. Der Dachs hält allerdings, im Gegensatz zum Fuchs, eine kurze Winterruhe, die er witterungsabhängig häufig unterbricht.
Seine Ernährung ist vielseitig, wobei er weniger Jäger als Sammler ist, was auch an den wenig ausgeprägten Fangzähnen deutlich wird. Abhängig von der Jahreszeit besteht seine Kost aus tierischen und pflanzlichen Anteilen. Die tierische Kost besteht überwiegend aus Regenwürmern, Insekten, Larven, sowie Mäusen. Größere Säugetiere werden nur als Aas aufgenommen. Vögel kann er nur als flugunfähige Nestlinge erbeuten und Eier der bodenbrütenden Arten spürt er mit seinem ausgezeichneten Geruchssinn zielsicher auf. Pflanzliche Kost spielt vor allem im Sommer und Herbst eine Rolle und besteht aus Feldfrüchten, Getreide, Beeren, Obst und Sämereien. In Jahren mit guter Eichelmast können diese einen beträchtlichen Anteil der Nahrungsaufnahme im Herbst ausmachen.
Die Paarungszeit findet im Juli und August statt und im Februar oder März wirft das Weibchen 1 bis 6, meistens aber 2 Junge, die noch ganz weiß und blind sind. Im Oktober, manchmal aber auch erst nach der Winterruhe, müssen die männlichen Nachkommen den Bau verlassen. Sie werden nun nicht mehr vom dominanten Männchen im Bau geduldet. Auch einige weibliche Jungtiere müssen den Bau verlassen und sich ein neues Revier suchen.
Wenn der Dachs nicht durch seinen einzigen in Deutschland vorhandenen Feind, den Menschen, umkommt, kann er 16 bis 18 Jahre alt werden. Die Bejagung findet meist durch Fallenjagd oder Ansitzjagd in der Nähe des Baues statt.

Vorkommen 

Der Dachs ist in ganz Europa verbreitet. Nur im nördlich Skandinavien und in der Tundra ist er nicht zu finden. In den Alpen lebt er bis in 2000 Metern Höhe.
In Schleswig-Holstein zeigt sich ein deutliches Ost-West-Gefälle der Geheckdichten des Dachses. Während im Östlichen Hügelland und der Geest südlich des Nord-Ostsee-Kanals meist Dichten um 0,3 Gehecke je 100 ha zu finden sind, liegen diese nördlich des Kanals häufig deutlich niedriger. In der Marsch melden nur ausnahmsweise Reviere ein reproduzierendes Vorkommen von Dachsen, obwohl die Sichtungen und Erlegungen auch in diesem Naturraum zunehmen. Ebenfalls geringe Mutterbaudichten werden aus dem Altkreis Oldenburg gemeldet.
Die Verbreitungssituation spiegelt die Besiedelbarkeit der Landschaft durch den Dachs wider, denn durch seine enge Bindung an die Anlage von Bauen verhindern regelmäßig hohe Grundwasserstände eine dauerhafte Besiedlung der Marschen.
Die mittlere Anzahl von Welpen je Mutterbau liegt bei etwa 3,0 und unterscheidet sich nicht zwischen den Naturräumen. Zwar sind in Bauen, die bereits seit mehr als 10 Jahren Dachsfamilien beherbergen, etwas höhere Welpenzahlen zu beschreiben, jedoch ist der Unterschied zu jüngeren Dachsvorkommen nicht signifikant.

Populationsentwicklung 

Nach einer Erfassung der Lebensräume in denen Mutterbaue liegen, lassen sich deutliche Unterschiede zwischen Baualter und Habitat ableiten. Während die besetzten Baue in Feldgehölzen und Wäldern meist 10 Jahre und älter sind, liegt das Durchschnittsalter von Bauen in Knicks oder im Offenland deutlich darunter. Daraus kann gefolgert werden, dass die Dachse in der jüngeren Vergangenheit zunehmend eine Neubesiedlung von halboffenen Landschaften realisieren konnten. Unter Hinzunahme der Jagdstreckenergebnisse der letzten Jahre, die sich in diesem Zeitraum ohne Erhöhung der Jagdintensität vervielfacht haben, ist davon auszugehen, dass Dachse derzeit eine deutlich positive Bestandsentwicklung verzeichnen können.
Durch eine Analyse wurde des Weiteren versucht, die auswertbaren Naturräume bezüglich der dort anzutreffenden Geheckdichte gegeneinander abzugrenzen. Es lassen sich die Naturraumeinheiten des Östlichen Hügellandes inklusive der Lauenburger Geest und des Hamburger Rings (Statistisches Landesamt) bei höheren Dichten deutlich gegen die übrigen Geestnaturräume abgrenzen. Die Unterschiede innerhalb dieser beiden zusammengefassten Raumeinheiten nehmen jedoch von 2001 zu 2006 ab, woraus gefolgert werden kann, dass die Zunahme der Dachspopulationen in Schleswig-Holstein bis heute anhält und vermehrt auch die Geestbereiche dichter besiedelt werden können.

Status 

Die Dachse breiten sich anhaltend aus, allerdings scheinen in den bereits seit längerem besiedelten Gebieten mit etablierten Dachsvorkommen kaum weitere Populationsanstiege zu erfolgen. Die Bindung an das Vorhandensein von Bauen begrenzt hier einen weiteren Anstieg.

Dachsbaukartierung 2011

Parallel der Fuchserfassungen wurden Dachse durch das Wildtierkataster in den Jahren 1997, 2001, 2006 und 2011 erfasst. An der Dachserfassung des Jahres 2011 haben sich 1121 Jagdbezirke beteiligt. Dabei wurden 792 Mutterbaue beschrieben, wobei für 380 Dachsbauten auch Angaben zu den Welpenzahlen vorliegen.

 

Verbreitung und Entwicklung

Wie aus den Vorjahren bekannt, zeigt Schleswig-Holstein bezüglich der Dachsbesätze einen deutlichen Dichtegradienten vom Süd-Westen zum Nord-Osten der Dachsbesätze. Im Östlichen Hügelland finden sich bis zur Schlei höhere Dichten, die sich auf Naturraumebene überwiegend zwischen 0,3 und 0,4 Mutterbauen je 100 ha bewegen. Wie bei den Fuchsbauen sind geringere Dichten in Oldenburg kartiert worden und auf der Insel Fehmarn fehlen Dachsbaue vollständig.
Des Weiteren fehlen Dachsgehecke auf den Nordseeinseln und in weiten Teilen der Marsch, wo sich aufgrund der topografischen Gegebenheiten ebenfalls wenige Möglichkeiten bieten, dauerhafte Bauten anzulegen. Dennoch ist ein beständiges Ausbreiten der Dachspopulationen auch in die Marschregionen zu beobachten, so dass nach aktuellen Daten des WTK-SH auch die erste erfolgreiche Reproduktion im Naturraum Eiderstedt nachgewiesen wurde. Während in der vorangegangenen Kartierung im Jahr 2006 die Geest nördlich des Nord-Ostseekanals in noch deutlich geringerem Umfang besiedelt war, ist hier in den letzten 5 Jahren ein signifikanter Anstieg der Geheckdichten erfolgt. (Abb. 1)

 

Verbreitungskarte des Dachses für das Jahr 2011 nach Naturräumen

Abbildung 1: Verbreitung des Dachses für das Jahr 2011 nach Naturräumen

Welpenzahlen und Habitatnutzung

Im Jahr 2011 wurden 1066 Jungdachse an 380 Mutterbauen beobachtet und dokumentiert, was einen landesweiten Durchschnitt von 2,81 je Mutterbau ergibt. Damit hat sich das Ergebnis aus dem Jahr 2006, als eine durchschnittliche Geheckgröße von 2,85 Jungdachsen je Bau errechnet wurde, bestätigt. Die Schwankungsbreite der Geheckgröße beim Dachs ist wesentlich geringer als beim Fuchs und es ergeben sich zwischen den Naturräumen derzeit keine sicheren Unterschiede. Ohne Einfluss auf die Anzahl von Welpen je Mutterbau ist die tatsächliche Mutterbaudichte, so dass bei dieser Art bisher keine dichtebedingte Verringerung von Welpenzahlen zu bestätigen ist. (Abb.4)

 

Häufigkeiten von Welpen je kartiertem Mutterbau (n=380)

Abbildung 4: Häufigkeiten von Welpen je kartiertem Mutterbau (n=380)

Dachse scheinen derzeit bei der Anlage von Mutterbauen im Wesentlichen an drei Habitattypen gebunden zu sein. Zu je etwa eine Drittel entfielen die kartierten Baue auf die Habitate Wald, Feldgehölz und Randstreifen / Knicks. Die Art ist folglich an Baum- und Strauchvegetation gebunden, was einerseits sicher mit der tendenziellen Trockenheit ohne Staunässe in Zusammenhang zu bringen sein wird und zum anderen ist es ein Indiz auf das Bedürfnis der Deckung im Umfeld der Röhrenausgänge (Abb.2). Die Betrachtung der Geheckgrößen in den unterschiedlichen Habitaten ergibt keine Unterschiede bzgl. der Geheckgröße.

 

Habitatnutzung beim Dachs in Schleswig-Holstein zur Anlage von Mutterbauen

Abbildung 2: Habitatnutzung beim Dachs in Schleswig - Holstein zur Anlage von Mutterbauen (2011)

Die Jagdstrecke des Dachs wurde in der Umfrage 2011 erstmals differenziert nach Todesursachen, wobei die Kategorien Fangjagd, Erlegung und Verkehr gebildet wurden. Etwa die Hälfte der Jagdstrecke wird nach den vorliegenden Umfrage (n=936) durch die Jagd mit der Waffe erzielt, 20 % durch Fangjagd und etwa ein Drittel entfällt auf Verkehrsfallwild. Hierbei sind die Unterschiede bei der Betrachtung nach Naturräumen sehr groß. Auf der Lecker Geest, der Bredstedt-Husumer Geest sowie in Oldenburg werden über 40% der Strecke durch die Fangjagd erzielt, während die Fangjagd im Süd Osten Landes nur eine untergeordnete Rolle spielt und hier als Todesursache häufig der Straßenverkehr aber auch die Erlegung mit der Waffe in den Vordergrund rückt (Abb.3).

 

Betrachtung der differenzierten Jagdstrecke des Dachses in Schleswig-Holstein (n=936)

Abbildung 3: Betrachtung der differenzierten Jagdstrecke des Dachses in Schleswig - Holstein (n=936)

Dr. Daniel Hoffmann & Heiko Schmüser
Wildtierkataster Schleswig-Holstein
Böhnhusener Weg 6
24220 Flintbek
Tel.: 04347-908718

 

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