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Damhirsch

 

Lebensraum (Habitat) und Lebensweise

Das Damwild bevorzugt lichte Wälder mit großen Wiesenflächen und ist in parkartigen Landschaften häufig anzutreffen. Wo es nicht zu stark beunruhigt oder bejagt wird, ist es dort durchaus am Tage aktiv. Es ist äußerst anpassungsfähig und deshalb in der Lage auch andersartige Habitate zu besiedeln. Große landwirtschaftlich genutzte Flächen mit hervorragendem Nahrungsangebot und guten Deckungsmöglichkeiten, besonders während der Aufzuchtszeit der Kälber, werden vom Damwild häufig genutzt. Zudem haben sich durch die Bemühungen der Landesregierung zur Waldvermehrung sehr gute Einstandsbiotope ergeben, die Ruhe und Nahrung bieten können. Auch die Umstellung der Forstwirtschaft auf eine „naturnahe Waldentwicklung“ mit dem Bemühen, die Wälder durch Naturverjüngung zu generieren, kommt der Hirschart sehr entgegen. Die Einzelstammnutzung lässt wichtige Mastbäume in den Wäldern als „Nahrungsproduzenten“ stehen und infolge des erhöhten Lichteinfalls entstehen aus den ehemaligen Buchenhallenwäldern unter den verbleibenden Bäumen ruhige Dickungskomplexe. Besonders als Tageseinstände sind die Aufforstungs- oder Naturverjüngungsflächen attraktiv und beherbergen teilweise enorme Wildmengen, die sich während der Nächte jedoch im meist landwirtschaftlichen Umland verteilen. Ebenso werden Hochmoorstandorte als Einstände genutzt. Durch den Verbiss von aufkommendem Baumbewuchs werden dort die Naturschutzbemühungen unterstützt. Damwild hat sich als weniger störungsanfällig als das Rotwild erwiesen und ist auch am Tage gelegentlich in der Nähe menschlicher Aktivitäten zu beobachten. Außerhalb der Paarungszeit lebt Damwild, wie das Rotwild in getrennten Rudeln. Weibliches Wild und Jungtiere bilden die Kahlwildrudel, die älteren Hirsche die Hirschrudel. 
Die Ernährung besteht vorwiegend aus Gräsern, Laub und Trieben, gelegentlich schälen sie auch Baumrinde, jedoch im Allgemeinen in geringerem Ausmaß als Rotwild.
Die Paarungszeit (Brunft) beginnt etwas später als beim Rotwild. Anfang Oktober bis Mitte November besetzen die starken Hirsche ihre Brunftplätze und verteidigen diese gegen Konkurrenten. Am Brunftplatz legen sie mehrere Bodenvertiefungen (Brunftkuhlen) an, die sie mit Urin markieren und in denen sie oft liegend auf das weibliche Wild warten. Im Gegensatz zum Rotwild hindert der Damhirsch die weiblichen Tiere nicht am Verlassen des Brunftplatzes und hält somit kein Rudel zusammen. Nach einer Tragzeit von 32 Wochen werden von Juni bis Juli 1, selten 2 Junge geboren, die etwa 4 Monate von der Mutter gesäugt werden.
Damwild unterliegt einer planmäßigen Bejagung und hat in Deutschland keine wesentlichen natürlichen Feinde. Nur neugeborene Jungtiere können von Fuchs, Wildschwein oder Kolkrabe erbeutet werden.

Vorkommen

Damwild ist eingebürgert, allerdings prägt es heute als eine der größeren mitteleuropäischen Wildarten entscheidend unsere Kulturlandschaft, weshalb es als Teil der regionaltypischen Ökosysteme akzeptiert werden sollte.
Damwild ist in Schleswig-Holstein eine weit verbreitete Wildart. Sie hat die Kernräume, die Anfang der 1980er Jahre festgelegt wurden weit überschritten und kommt heute nördlich des Kanals bis hinein in die Marsch wenigstens als Wechselwild vor. Bei einem Vergleich der Erfassungen des WildTierKatasters von 1998 und 2004/05 ist in nächster Zeit in Dithmarschen auf der Geest zu erwarten, dass sich feste Standwildvorkommen etablieren.

Populationsentwicklung

Der stetige Anstieg der Jagdstrecken von ca. 2000 erlegten Stücken Anfang der sechziger Jahre auf etwa 7000 Tiere in den jüngsten Streckenstatistiken, bei steigender Tendenz, deutet nicht nur auf eine Erhöhung der Jagdintensität hin, sondern zeigt, dass das Damwild mit den derzeitigen Gegebenheiten der Kulturlandschaft sehr gut zurechtkommt.

Status

Das Damwild breitet sich aus. Die Grenzen, die 1981 in einem Erlass des damals zuständigen Ministeriums vorgesehen waren, sind heute nicht mehr zu halten. Das Damwild ist in Schleswig-Holstein nicht gefährdet.

Erfassung 2009

Heute zeigt Damwild nach dem annähernd flächendeckend vorkommenden Rehwild das größte Verbreitungsgebiet in Schleswig-Holstein unter den Hirschartigen.

Aus der Karte wird ersichtlich, dass das Damwild in einem breiten Band vom Südosten des Landes bis zur dänischen Grenze sein Kernareal hat. Eine Ausbreitung ist in den letzten fünf Jahren seit der Erhebung des Wildtierkatasters von 2004 insbesondere in Nordfriesland erfolgt. Die Streifgebiete meist junger Individuen reichen aktuell bis an die Marschen heran. In Nordfriesland gab es im letzten Jahr einen Anstieg der Jagdstrecke nach drei Jahren des Rückgangs um über 30%.
Die seltenen Damhirschsichtungen direkt an der Grenze zu Dänemark in Nordfriesland sind vermutlich aus Einwanderungen von aus Gattern entwichenen Tieren.
Im Raum zwischen BAB1, BAB20 und B207 hat sich das Damwild weiter Richtung Nord-Osten ausgebreitet. Die BAB 1 ist eine sehr deutliche Zerschneidung der Landschaft, da von Norden kommend das Wild die Autobahn nicht queren kann.
Bei Betrachtung der Streckenergebnisse ist landesweit eine Stagnation der Anzahl erlegter oder tot aufgefundener Individuen seit Anfang des neuen Jahrtausends festzustellen. Die Streckenzahlen variieren seit dem zwischen etwa 7000 und 8000 Stück, wobei es regional deutliche Unterschiede geben kann.
Durch die Verknüpfung der digitalen Revierkarte mit den Jagdstreckendaten konnte für den Kreis Ostholstein sowie für Teile von Plön eine vergleichbare Entwicklung der Jagdstrecken wie auf Landesebene dargestellt werden. Im untersuchten Raum werden ca. 20 % der Landesjagdstrecke erbeutet, wovon seit dem Jagdjahr 1989/90 bis heute ca. 8 bis 12 % als Verkehrsfallwild ausgewiesen sind. Während die Jagdstrecke in den letzten 20 Jahren sowie das Verkehrsfallwild um ca. 90 % angestiegen sind, blieb zumindest im Raum Ostholstein und Plön der Fallwildanteil in der Jagdstrecke konstant. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Jagdstrecke tatsächlich als relatives Maß für das Vorkommen von Damwild anzusehen ist. Wäre der Bestand stärker angewachsen als die Jagdstrecke, würde sich dies in einem höheren Fallwildanteil abzeichnen.
 

 

 

Literatur

 

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