Feldhase – Lepus europaeus

 

Lebensraum (Habitat) und Lebensweise 

Der anpassungsfähige Feldhase als ursprünglich Steppen bewohnendes Tier bevorzugt als Lebensraum die offene Kulturlandschaft. Deshalb hat er von dem Rückgang der großen zusammenhängenden (Ur-)waldflächen in Mitteleuropa und der Ausdehnung landwirtschaftlich genutzter Kulturlandschaften zunächst profitiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass er den Wald meidet. Bei Gefahr oder schlechter Witterung, stellt er ein willkommenes Rückzugsgebiet dar. Sein Vorkommen ist dabei sowohl von Landschaftsstrukturen, als auch vom Vorkommen generalistischer Prädatoren abhängig. Im Gegensatz zum Kaninchen baut der Hase keine Höhlen. Er lebt im offenen Gelände, wo er sich in den Ruhephasen in flachen Mulden im Boden, den so genannten „Sassen“ aufhält, die ihm Schutz und Deckung bieten. Immer legt er in seinem Revier, das er als standorttreues Gewohnheitstier kaum verlässt, mehrere solcher Sassen an, die er abhängig von Windrichtung und Witterung benutzt. So ist es nicht verwunderlich, dass man ihn bei geringen Störungen häufig an den gleichen Stellen finden kann. Dabei bevorzugt der Feldhase trockene, gut filtrierende Böden, da Feuchtigkeit die Ausbreitung von Krankheiten fördert. Bei Annäherung einer vermeintlichen Bedrohung, kauert er sich bis zum letzten Moment in die Sasse und verlässt sich auf seine Tarnung. Wenn nötig, flüchtet er im letzten Moment mit explosivem Antritt und hoher Geschwindigkeit, wobei er Haken schlägt, um einen Verfolger abzuschütteln. 

Seine Ernährung ist rein pflanzlich. Er schätzt eine abwechslungsreiche Kost von Gräsern, Kräutern und Feldfrüchten. Im Winter schält der Feldhase u.a. die Rinde von Obstbäumen als Nahrung, was zu entsprechenden Schäden an den Bäumen führen kann.

Ab März beginnt die Reproduktionszeit. Die Häsin setzt 3 bis 4 mal pro Jahr je 1 bis 4 Junge. Diese haben ein vollständig entwickeltes Fell und sind nicht blind. Einmal täglich, meistens nachts, säugt die Häsin ihre Jungen, die besonders in den ersten 3 Wochen ihres Lebens durch Fressfeinde und Witterungseinflüsse gefährdet sind. Andere Gründe für die hohe Sterblichkeit, auch bei erwachsenen Tieren, sind der dichte Straßenverkehr und die intensive, mechanisierte Landwirtschaft.

In Schleswig-Holstein wird der Feldhase bejagt. Natürliche Feinde sind Greifvögel, Krähen, Fuchs und Dachs, wobei diesen häufig frisch gesetzte Junghasen in den ersten Lebenswochen zum Opfer fallen.

Vorkommen 

Feldhasen besiedeln Schleswig-Holstein flächendeckend einschließlich der Inseln. Lediglich auf den Halligen kommt die Art nicht vor. Aufgrund seiner Popularität als Jagdwild und seines Status als Indikatorart für eine intakte Kulturlandschaft war und ist der Feldhase Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Studien. In Art und Umfang liefert das WildTierKataster aus etwa 60 Referenzgebieten, die bei einer Durchschnittsgröße von ca. 800 ha im Land verteilt sind, einzigartiges Datenmaterial zur Populationsentwicklung und räumlichen Verteilung des Feldhasen in Schleswig-Holstein. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen deutlich in den Marschlandschaften und mit etwas niedrigeren Werten in Angeln. Einzelne Reviere mit hohen Besätzen finden sich jedoch auch lokal in anderen Gebieten.

Werden die Ergebnisse von bisher 743 Frühjahrszählungen nach den drei Hauptnaturräumen Schleswig-Holsteins differenziert, dann unterscheidet sich der Naturraum Marschgebiete mit der höchsten Hasendichte in Schleswig-Holstein, deutlich von den Naturräumen Geest und Hügelland. Zwischen Geest- und Hügelland gibt es zwar Unterschiede, mit einer etwas höheren Dichte im Hügelland, diese ist jedoch statistisch nicht signifikant.

Populationsentwicklung 

Die Populationsentwicklung des Feldhasen in Schleswig-Holstein kann seit 1995 anhand der Scheinwerferzählungen beschrieben werden.
Die systematischen Zählungen liefern Daten zum Frühjahrsbestand, also dem reproduktiven Teil der Population und in Verbindung mit der Zählungswiederholung im Herbst eröffnet sich die Möglichkeit, auch den Reproduktionserfolg zu bestimmen.
Die Frühjahrsbestände zeigen dabei seit 1995 eine leicht positive Entwicklung. Es war ein Anstieg von 26 auf 30 Hasen pro 100 Hektar Fläche zu verzeichnen. Der sehr trockene Rekordsommer 2003, insbesondere in der Marschlandschaft, hat sich positiv ausgewirkt.

Neben den reinen Zählergebnissen kann das WildTierKataster auf weitere Daten zur Flächennutzung, dem Beutegreiferbestand und dem Klima in den Referenzgebieten zugreifen. Einige wichtige Erkenntnisse zur Populationsbiologie des Feldhasen werden im Folgenden aufgeführt:

Status 

Der Feldhase kommt in Schleswig-Holstein in allen Landesteilen vor, wenn auch in unterschiedlichen Dichten. Der Feldhase ist nicht gefährdet.

siehe auch Ergebnisse der aktuellen Zählungen

Literatur 

 

 

 

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