Mink, Amerikanischer Nerz (Neovison vison (Schreber 1777))

 

Lebensraum (Habitat) und Lebensweise

Der amerikanische Nerz (Mink), der ursprünglich nur in Nordamerika beheimatet war, gehört zur Familie der Marder und hat den typisch schlanken, länglichen Körperbau mit kurzen Gliedmaßen. Er kann sich nicht mit dem europäischen Nerz vermehren und steht mit diesem in Konkurrenz um Lebensraum und Nahrung. Er ist etwa iltisgroß, aber bis auf einen weißen Kinnfleck von einheitlich dunkelbrauner Färbung, wodurch er sich gut von den anderen Mardern unterscheiden lässt. Als hervorragender Taucher und Schwimmer bevorzugt er Biotope mit Gewässerbezug und seine hervorragende Anpassung an den Lebensraum Wasser kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass er zum Teil Schwimmhäute zwischen den Zehen ausbildet. Neben seiner Bindung an Gewässer, benötigt der Mink stark bewachsene Uferzonen.
Wie andere Marderarten ist der Mink stark territorial und reagiert aggressiv auf die Anwesenheit von Geschlechtsgenossen in seinem Revier, dessen Grenzen er mit einem stark riechenden Sekret aus den Analdrüsen markiert.
Das Nahrungsspektrum des Amerikanischen Nerzes ist saisonal sehr verschieden. In seiner ursprünglichen Heimat ernährt er sich überwiegend von Bisamratten. Mageninhaltsanalysen ergaben für den in Europa lebenden Mink Säugetiere, Vögel und Fische als Hauptnahrung. Die Nahrungssuche findet hauptsächlich in der Nacht und Dämmerung statt, tagsüber zieht sich der Mink in ein Versteck zurück.
Sein unter Wurzelstöcken und Steinen angelegter Bau weist mehrere Gänge auf. Dort bringt das Weibchen in einem mit Fell, Federn und trockenen Pflanzen ausgekleideten Nest im April bis Mai ihre Jungen zur Welt. Die Paarungszeit findet im Februar bis März statt. Die Jungen werden ca. 6 Wochen gesäugt, verlassen im Herbst ihre Mutter und die Weibchen werden nach ca. einem Jahr selbst geschlechtsreif.
Der Mink wird aufgrund seiner nachtaktiven Lebensweise hauptsächlich durch Fangjagd vom Menschen erbeutet.

Vorkommen

Die Heimat des Minks ist Nordamerika. Durch die wegen der Fellqualität intensive Farmhaltung in Europa gelangten Gefangenschaftsflüchtlinge ins Freiland, die sich in den europäischen Kulturlandschaftsökosystemen gut etablieren konnten und z. T. starke Populationen bilden. Das massenhafte Entkommen von Minks aus der Gefangenschaft stimmt zeitlich mit der Umstrukturierung der neuen Bundesländer und östlich angrenzender Nachbarländer überein. Aus wirtschaftlichen Gründen wurden in den frühen 1990er Jahren zahlreiche Farmen aufgelöst und die Tiere freigelassen.
Das heutige Ausmaß von Minkpopulationen in Mitteleuropa verhindert nachhaltig die Wiederansiedlung des Europäischen Nerzes, der durch den stärkeren amerikanischen Verwandten verdrängt wird. Der Europäische Nerz gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetieren in Europa und er wird unter den heutigen Bedingungen auch künftig keine intakten Freilandpopulationen begründen können, denn dies hätte die vorherige Auslöschung der Minkbestände zur Voraussetzung, was unter den gegebenen Bedingungen nicht realisierbar ist.
Seit den 1950er Jahren ist der Mink in Schleswig-Holstein in der freien Landschaft zu finden. Er hat sich mittlerweile etabliert und ist als heimisch geworden zu betrachten. Erwarten kann man den Mink in allen Landesteilen, er hat aber seinen bisherigen Schwerpunkt in Angeln. Im Vergleich zur ersten Erfassung des Minks durch das WildTierKataster 1997 hat er sich vor allem weiter im Hamburger Umland sowie in Nordfriesland ausgebreitet.

Populationsentwicklung

Die amtliche Jagdstreckenstatistik führt den Mink erst seit wenigen Jahren. Im Jahre 2006 wurden landesweit 26 Minke gemeldet. In einer Erfassung des WildTierKatasters von 1997, an der sich freiwillig 1/3 aller Jagdbezirke beteiligt haben, wurden 18 Minke als landesweite Jagdstrecke genannt. Die Jagdstrecken der letzten 3 Jahre lassen einen starken Anstieg der Population vermuten, da sich die Bejagungsintensität in diesem Zeitraum nicht verändert hat.
In den ostdeutschen Bundesländern ist der Populationsanstieg, der sich in Schleswig-Holstein andeutet, deutlich nachzuvollziehen (Goretzky 2003). In den neuen Bundesländern ist der Mink heute nahezu entlang aller größeren Gewässer nachzuweisen (Bartel et al. 2007) und in weiten Teilen Niedersachsens sowie den Tieflandregionen von Nordrhein-Westfalen breitet sich der Neubürger aus. Größere regionale Vorkommen in Hessen und Bayern sind ebenfalls bestätigt (Bartel et al. 2007).
Es steht zu erwarten, dass der Mink sein Areal in naher Zukunft entlang der Gewässerachsen erweitern wird.

Status

Der Mink ist in Schleswig-Holstein ein Neubürger mit Ausbreitungstendenzen. Er ist nicht gefährdet.

Minkerfassung 2010

Bis Mitte der 1990er Jahre wurde der Mink nicht in den Jagdstrecken verzeichnet, so dass nur die jüngere Vergangenheit anhand dieser Daten nachgezeichnet werden kann. Allerdings tritt er erst seit dem Jagdjahr 2004/05 kontinuierlich in den Wildnachweisungen auf. Die Jagdstrecke ist bis ins vergangene Jagdjahr sehr stark gestiegen, als 130 Individuen zu verzeichnen waren von denen über 80% im Landkreis Schleswig erlegt wurden. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten, aber da die Minkpopulation, gestützt durch die Freilassung einer hohen Individuenzahl, mit hoher Reproduktionsrate, effizient neue Areale besiedeln kann, wird eine weitere Verbreitung wahrscheinlich. Auch die aktuelle Verbreitung, die sich nach den Erhebungen des Wildtierkataster wesentlich weiter erstreckt als auf den Landkreis Schleswig, stüzen die Annahme, dass eine weitere Ausbreitung und Abundanzerhöhung zu erwarten steht.
Aufgrund der artenschutzfachlichen Probleme die der Mink bei der heimischen Wildtierfauna insbesondere durch Prädation bewirkt, wird eine intensive Bejagung mit effizienten Fangjagdstrategien, insbesondere in Schutzgebieten, empfohlen.
 
 
Dr. Daniel Hoffmann & Heiko Schmüser
Wildtierkataster Schleswig-Holstein
Böhnhusener Weg 6
24220 Flintbek
Tel.: 04347-908718

Literatur

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