Reh (Capreolus capreolus)

 

Lebensraum (Habitat) und Lebensweise

Das Rehwild ist die kleinste und am häufigsten vorkommende heimische Hirschart. Sie ist heute in allen Lebensräumen anzutreffen, die genügend Nahrung bieten. Es gilt als Kulturfolger und besiedelt weite Agrarlandschaften in den Ebenen sowie dichte Wälder bis in die Hochlagen. Große geschlossene Wälder werden dabei nur dünn besiedelt, dagegen bevorzugt das Reh grenzlinienreiche Landschaften mit häufigem Wechsel von Wald und Feld und es kommt dort zu hohen Populationsdichten. Ortsrandlagen mit Gärten werden regelmäßig von Rehen zur Nahrungsaufnahme aufgesucht.
Das Reh bevorzugt eine abwechslungsreiche Ernährung aus Kräutern, Gräsern und Hülsenfrüchten. Besonders im Frühjahr und Sommer werden auch die Triebe junger Bäume verbissen. Da es 6-10 mal am Tag Nahrung aufnehmen muss, ist das Reh auch tagaktiv und deshalb häufig zu beobachten.
Das Grundelement der sozialen Struktur ist bei den Rehen der Familienverband, der aus einem Muttertier und dem Nachwuchs des letzten Jahres besteht, also matriarchalisch aufgebaut ist. In den Wintermonaten schließen sie sich, besonders in offenen Landschaften, zu größeren gemischten Gruppen (Sprüngen) zusammen, die aus weit mehr als 20 Individuen bestehen können. Vor dem Setzen des neuen Nachwuchses werden die Jungtiere jedoch von der Ricke vertrieben und die dadurch ausgelösten Wanderungen der Einjährigen fördern die genetische Vermischung. Die Jungtiere (Kitze) werden im Mai bis Juni gesetzt. Meist sind es 1 bis 2 Kitze, in seltenen Fällen sogar 3.Während der Paarungszeit leben Rehe weitgehend territorial, wobei die Aktivitätsräume auch bei gleichgeschlechtlichen Individuen in den Randbereichen überlappen.
Ausgewachsene Rehe haben außer dem Menschen keine natürlichen Feinde mehr, da die Großraubtiere, wie Luchs, Wolf oder Bär ausgerottet wurden. Neben der Jagd ist dabei der Straßenverkehr für zahlreiche Verluste verantwortlich (jährlich in Deutschland ca. 200 000 Wildunfälle). Jungtiere sind jedoch auch durch die kleineren Raubtiere gefährdet. Bei den Jungtieren kommt es außerdem noch häufig zu Verlusten durch Ausmähen während der Heuernte. Die fast geruchslosen Jungtiere ducken sich bei Annäherung der Traktoren regungslos am Boden ab. Das ist eine instinktive Reaktion, die der naturfremden Bedrohung durch landwirtschaftliche Maschinen nicht gerecht wird. 

Vorkommen

Das europäische Reh kommt in ganz Europa bis nach Kleinasien vor. Es wird vom sibirischen Reh östlich des Urals abgelöst. In Schweden und Norwegen ist das Reh noch in Ausbreitung begriffen.
Die kleinste Hirschart in Schleswig-Holstein ist eine der erfolgreichsten Tierarten der mitteleuropäischen Landschaften und besiedelt das gesamte Festland. Auf einigen Inseln und Halligen ist es nicht vorhanden. Die Bestände des Rehwildes haben sich trotz ständiger jagdlicher Nutzung erheblich vergrößert und in Schleswig-Holstein konnte die Wildart auch die wald- und deckungsarmen Marschgebiete in zunehmendem Maß besiedeln.

Populationsentwicklung

Die Zunahme der Rehwildpopulation in manchen Gebieten konnte auch durch die Umfrage des WildTierKatasters im Frühjahr 2004 bestätigt werden. Die Rehwildbestände in Schleswig-Holstein sind gleichbleibend oder ansteigend.
Interessanterweise gaben bei der Umfrage aber auch zahlreiche Jagdbezirke an, dass die Rehwildpopulationen rückläufig wären. Die räumliche Analyse zeigt, dass es zu diesem zunächst subjektiven Befund vermehrt im Osten und Südosten des Landes kommt. Zum aktuellen Zeitpunkt der Auswertungen ist die Ursache für diese Beurteilung noch nicht gefunden.

Status

Das Reh ist in allen Landesteilen des Festlandes heimisch und nicht gefährdet.

Literatur

 

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