Der Rotfuchs (Vulpes vulpes)

 

Lebensraum (Habitat) und Lebensweise 

Der Rotfuchs, aus der Familie der Hundeartigen, bewohnt nahezu sämtliche Landschaften Mitteleuropas und kommt ebenso in geschlossenen Wäldern wie im offenen Kulturland vor. Auch die Siedlungsbereiche des Menschen werden durch das intelligente Raubtier seit einigen Jahrzehnten intensiv genutzt.
Als Zuflucht und zur Aufzucht der Jungen nutzt er Erdbaue, wobei er häufig alte Baue übernimmt (z.B. Dachsbaue). Er ist aber auch in der Lage, selbst neue Anlagen zu graben. In weiträumigen Offenlandgebieten legt er regelmäßig Baue an, die nur saisonal zur Jungenaufzucht genutzt werden. Weil der Fuchs zur Jungenaufzucht überwiegend auf Höhlen oder Wurzelteller umgestürzter Bäume angewiesen ist, können gewässernahe und überschwemmungsgefährdete Biotope weniger intensiv als Reproduktionsräume genutzt werden. Die Streifgebiete der erwachsenen Tiere können 400 bis 3000 ha groß sein. Deshalb ist der Rotfuchs nahezu überall zum Beuteerwerb anzutreffen.
Als Kulturfolger profitiert er von der Nähe zum Menschen, der ihm ein reichliches Nahrungsangebot liefert. Deshalb ist die Populationsdichte in Kulturlandschaften beträchtlich höher als in naturnahen Gebieten. In ungestörten Gebieten mit gutem Nahrungsangebot entstehen hohe Populationsdichten. Dann können Füchse sogar in sozialen Gruppen leben. Dies wurde bei Untersuchungen über Stadtfüchse in England festgestellt.
Füchse sind meist dämmerungs- und nachtaktiv, werden jedoch in deckungsreichem Gelände nicht selten tagsüber beobachtet. Sie jagen in der Regel einzeln. Dabei erbeuten sie unter anderem Nagetiere und andere Säuger bis maximal Hasengröße, wobei hier hauptsächlich Junghasen erbeutet werden. Im Sommer ergänzen Beeren und Früchte das Nahrungsspektrum.
Das Fuchsweibchen (Fähe) ist nur für wenige Tage im Zeitraum Januar bis Februar fruchtbar und wird deshalb in der Paarungszeit (Ranzzeit) regelmäßig von einem Fuchsrüden begleitet. Nach ca. 50 Tagen Tragzeit kommen im Durchschnitt 4-6 Junge zur Welt, die ihren Bau erst nach etwa einem Monat verlassen. Während die männlichen Jungtiere im Herbst abwandern und sich ein neues Revier suchen, bleiben die weiblichen Jungtiere oft noch bis zum nächsten Jahr im sozialen Verbund mit der Mutter. Dies ist jedoch stark vom Nahrungsangebot und der damit einhergehenden sozialen Struktur der Fuchspopulation abhängig.
Konkurrenten, die den Fuchs verdrängen oder fressen, wie Wolf oder Bär, sind in Mitteleuropa bereits seit über 100 Jahren ausgestorben. Heute wird die Population deshalb lediglich durch die Jagd, den Straßenverkehr oder Krankheiten reguliert. Die Tollwut, als aggressive Virusinfektion, führte einst zu episodischen Zusammenbrüchen bei der Rotfuchspopulation. Heutzutage werden die Füchse in weiten Teilen Mitteleuropas flächendeckend mit Ködern geimpft.

Vorkommen 

Der Rotfuchs kommt, mit Ausnahme der Nordseeinseln Föhr, Pellworm und den Halligen, in ganz Schleswig-Holstein vor. Jedoch gibt es deutliche Dichteunterschiede von Ost nach West.
Als Maß der Populationsdichte wird die Anzahl der im Frühjahr gezählten Bauen mit Jungenaufzucht herangezogen (Gehecke). Die höchste Dichte ergibt sich danach östlich einer Linie von Hamburg bis Kiel. Daran schließt sich ein in Nord-Süd-Richtung ver­laufendes Band mittlerer Dichten an, welches wesentliche Bereiche der östlichen Geest- und Vorgeestlandschaften deckt. Zu den Marschen an der Westküste und der Elbe reduzieren sich die Baudichten weiter bis auf Werte unter einer registrierten Aufzucht je 1000 ha Fläche.
Die Geheckdichten lassen sich auf Hauptnaturraumebene (Elbmarsch, Seemarsch, Geest, Hügelland) kaum statistisch differenzieren. Eindeutig abzugrenzen sind hier lediglich die See- und Elbmarschen mit mittleren Dichtewerten von unter 0,2 Gehecken je km², was deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegt. In den übrigen Naturräumen sind die Fuchsdichten sehr uneinheitlich.

Populationsentwicklung 

In den Jahren 2001 und 2006 wurden dem WildTierKataster insgesamt 6497 Jungfüchsen aus 1518 Mutterbauen auf einer Fläche von ca. 250.000 ha (2001) bzw. 280.000 ha (2006) gemeldet. Im Jahr 2001 konnten 3436 Jungfüchse aus 757 Bauen und in 2006 3061 Jungfüchse aus 761 Bauen kartiert werden.
Die durchschnittliche Größe eines Wurfes (Geheck) lag bei den Erhebungen 2001 und 2006 bei 4-5 Jungfüchsen pro Wurf. Der Aufzuchtserfolg schwankte jedoch zum Teil erheblich in Abhängigkeit vom Naturraum. Dies ist auf ein regionales Auftreten der Fuchsräude zurückzuführen.
Der Fuchs wird eine Bejagung immer noch durchgeführt um den Bestand zu regulieren. Dadurch sollen negative Auswirkungen auf andere Tierarten und auf den Gesundheitszustand der Fuchspopulation verhindern werden. Im Rahmen der Fuchsbejagung, zur Regulierung der Population, ist laut Jagdgesetz der Fang von Jungfüchsen am Bau erlaubt. In den einzelnen Naturräumen wird dies mit sehr unterschiedlicher Intensität betrieben. Die Effektivität der Fuchsbejagung zur Regulierung des Bestandes ist dabei nicht unumstritten.

Status 

In Schleswig-Hostein ist der Rotfuchs heimisch und zurzeit nicht gefährdet. Die Population ist stabil.

Erfassung 2011

Zwischen 1997 und 2011 wurden durch das WTK-SH bisher 4 landesweite Erfassungen zum Status des Rotfuchs in Schleswig-Holstein durchgeführt. Nur in Nuancen und zur Vertiefung einzelner spezieller Fragestellungen unterscheiden sich die Erhebungen 2001, 2006 und 2011, während im Jahr 1997 eine andere Datentiefe abgefragt wurde.
Die Umfragebeteiligung lag in den Jahren 2001 bis 2011 bei über 1000 mitarbeitenden Revieren, wobei Aussagen zur Anzahl von Mutterbauen in den Revieren für 758 (2001), 761 (2006) bzw. 855 im Jahr 2011 getroffen wurden.

Bestandssituation und Entwicklung

Die Auswertungen zur Dichte und Verteilung des Fuchses in Schleswig-Holstein wurde im Geografischen Informationssystem auf Basis von Revieren durchgeführt. Nach der jeweiligen Revierzugehörigkeit werden die Informationen auf Naturraumebene aggregiert. Die Dichten wurden berechnet als Anzahl von Mutterbauen je 100 Hektar. Bei der Angabe handelt sich um eine Mindestanzahl von Welpen, da die Beobachtungen nicht immer vollständig sein können. Im Vergleich der vier Untersuchungsjahre ergeben sich für das Jahr 1997 zwar die höchsten Geheckdichten, diese unterscheiden sich jedoch nicht signifikant von den Geheckdichten in den drei anderen Untersuchungsjahren.

Verbreitung
Abb. 1: Geheckdichte in den Naturräumen Schleswig-Holsteins

Als Generalist kommt der Fuchs in allen Landesteilen und Naturräumen vor, fehlt jedoch auf den Inseln Föhr, Pellworm und derzeit auch auf Amrum. Die höchsten Dichten werden im Südöstlichen Hügelland erreicht, wo vorwiegend mit einer Mutterbaudichte von 0,4 je 100 ha und höher zu rechnen ist. In der Südmecklenburischen Niederung und der Lauenburger Geest sind durchschnittlich mehr als 0,5 Mutterbaue je 100 ha kartiert worden.  Grundsätzlich nimmt die Dichte der Gehecke nach Norden und Westen hin ab, wobei die Insel Fehmarn und Nordoldenburg deutlich geringere Dichten aufweisen (Abb. 1). In weiten Teilen der westlichen Geest und der Marsch liegt die Geheckdichte dagegen bei nur 0,1 bis 0,3 Gehecken je 100 ha.


 Mittlere Welpenzahl

Abb. 2: Mittlere Welpenzahlen in den Naturräumen Schleswig-Holsteins

  Habitatnutzung

Abb. 3: Habitatnutzung zur Anlage von Mutterbauen in Schleswig-Holstein (n = 2997)

Gute Vergleichsmöglichkeiten bieten die Erfassungsdaten aus den Jahren 2001 bis 2011. In den drei Kartierdurchgängen im Fünfjahresturnus konnten insgesamt 3092 Mutterbaue dokumentiert werden, wobei die Welpenzahlen aus 2374 Mutterbauen bekannt sind. Die mittlere Welpenzahl in Schleswig-Holstein liegen im Durchschnittswert für 2001 ca. 4,5 beträgt und für 2006 sowie 2011 bei ca. 4,0 je Mutterbau. Eine Ursache für diesen Rückgang der mittleren Welpenzahl ist derzeit nicht bekannt.
Bei einem Vergleich der Naturräume zeigen sich für Naturräume mit niedrigeren Fuchsdichten deutlich höhere Welpenzahlen. Die mittleren Welpenzahlen je Naturraum variieren dabei zwischen 6 in den Elbmarschen und 3,9 auf der Lauenburger Geest. Mit dem Datensatz des WTK-SH kann die dichteabhängige Kompensation der Welpenzahlen beim Rotfuchs als gesichert angesehen werden. Wie stark diese Kompensation ist, soll in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

Ein weiterer Teil der Kartierungen beinhaltet die Habitatnutzung des Fuchses. Zunächst ist anzumerken, dass Füchse ihre Baue in sämtlichen terrestrischen Habitaten anlegen, was die Adaptationsfähigkeit der Art unterstreicht. In den drei Kartierungen wurde in 2997 Fällen das Habitat näher bestimmt. Eine Einteilung erfolgte durch Vorgabe des WTK-SH in 6 Habitattypen (Wald, Feldgehölz, Knick und Randstreifen, Offenland, Siedlung, Sonstiges).
Über alle Jahre hinweg bleibt die Verteilung auf die Habitate statistisch gesehen gleich, mit der Ausnahme „Siedlung“. Während im Jahr 2001 keine Mutterbaue innerhalb der Siedlungsbereiche festgestellt wurden, stieg deren Anteil auf 0,9 % (n=7) im Jahr 2006 auf 1,5 % (n=23) im Jahr 2011.
Diese Steigerung ist aufgrund der geringen Teilstichprobe sicher noch mit Vorsicht zu betrachten, allerdings kann durchaus von einer Tendenz ausgegangen werden. Füchse scheinen folglich auch in Schleswig-Holstein vermehrt innerhalb der Siedlungen vorzukommen und dort auch die Welpen aufzuziehen. Bei einem Vergleich der Habitate in denen die Geheckbauten angelegt wurden, wurden keine Unterschiede bezüglich der Welpenzahl festgestellt.

Dr. Daniel Hoffmann & Heiko Schmüser
Wildtierkataster Schleswig-Holstein
Böhnhusener Weg 6
24220 Flintbek
Tel.: 04347-908718
 

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