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Waschbär (Procyon lotor (L. 1758))

 

Lebensraum (Habitat) und Lebensweise

Der vorwiegend nachtaktive Waschbär, aus der Familie der Kleinbären, bevorzugt Mischwälder, möglichst in Gewässernähe. Allerdings ist er sehr anpassungsfähig und erobert zunehmend auch den besiedelten Bereich. Untersuchungen in Städten zeigen, dass der lernfähige Kleinbär dort in Dichten vorkommen kann, die diejenigen in natürlichen Habitaten um ein Vielfaches übertreffen können. In Kassel, der „Hauptstadt“ des Waschbären in Deutschland, wurden bis zu 100 Waschbären pro 100 Hektar Fläche ermittelt. Die Größe der Streifgebiete variiert sehr stark in Abhängigkeit vom Lebensraum. So kann das Revier eines Weibchens in der Stadt gerade einmal 0,03 Quadratkilometer umfassen, während es in Waldgebieten erheblich größer ist und in offenen Graslandschaften bis zu 49 Quadratkilometer für Männchen betragen kann. Die Streifgebiete der Männchen sind dabei wesentlich größer als die der Weibchen.
Waschbären sind Allesfresser. Dabei besteht ihre Nahrung im Frühjahr hauptsächlich aus Würmern und Insekten, während im Sommer und Herbst kalorienreiche pflanzliche Kost, wie Nüsse und Obst, den Speiseplan ergänzt. Wirbeltiere jagen sie vor allem in Form von Fischen und Amphibien. Kleinsäuger und Vögel werden dagegen eher selten erbeutet, da deren Jagd zu aufwändig ist. Allerdings kann man davon ausgehen, dass Vogelnester den geschickten Kletterern häufig zum Opfer fallen. In Stadtgebieten ernähren sie sich hauptsächlich von Abfällen, wobei selbst verschlossene Mülltonnen kein Hindernis darstellen.
Um sich tagsüber auszuruhen, ziehen sich die Waschbären auf Bäume, in Baum- oder Erdhöhlen zurück. Im menschlichen Siedlungsbereich werden zu diesem Zweck auch Gebäude wie Garagen oder Gartenschuppen aufgesucht oder der Dachboden eines Wohnhauses besetzt. In ihrem Bau bringen die Weibchen im Frühjahr 2 bis 4 Jungen zur Welt, welche die ersten zwei Wochen blind und von einem gelblichen Flaum bedeckt sind. 6 bis 9 Wochen lang werden die Jungen ausschließlich gesäugt, danach noch weitere 2 bis 3 Monate mit nachlassender Intensität. Im Herbst lösen sich die Jungtiere von der Mutter.
In Abwesenheit von größeren Raubsäugern wie Luchs, Wolf oder Bär, hat der Waschbär außer dem Menschen keine nennenswerten Feinde, so dass ein Bestandsmanagement nur durch die Jagd möglich ist. Besonders in Stadtnähe stellt das Nahrungsangebot keinen begrenzenden Faktor für die Populationsentwicklung dar.

Vorkommen

Sein natürliches Verbreitungsgebiet ist Nord- und Mittelamerika. In Europa ist der Waschbär heimisch geworden, weil er aus Pelztierfarmen und Gehegen entwichen ist.
Nachdem der Waschbär seit 1956 in Schleswig-Holstein erstmalig nachgewiesen wurde (Borkenhagen 2000), ist er inzwischen landesweit anzutreffen und heimisch geworden. Er hat seinen bisherigen Verbreitungsschwerpunkt in den Landkreisen Ostholstein, Plön und Schleswig-Flensburg. Bei einem Vergleich der Umfragen des WildTierKatasters von 1997 und 2005 sowie unter Berücksichtigung der amtlichen Jagdstreckenstatistik scheint sich allerdings ein neuer Schwerpunkt im Gebiet zwischen Hamburg und Lübeck zu bilden. Im Zeitraum bis 2010 hat sich die Verbreitung analog zum Muster beim Marderhund entwickelt. Von Südosten nach Nordwesten verlaufend, hat er sich ganz Schleswig Holstein als Lebensraum erschlossen und vermehrt sich im einmal eroberten Verbreitungsraum kontinuierlich.
In allen Bundesländern kommen heute Waschbären vor, wobei von nahezu flächendeckender Verbreitung in den östlichen Ländern sowie Hessen, dem östlichen Niedersachsen und weiten Teilen Nordrhein-Westfalens auszugehen ist (Bartel et al. 2007).

Populationsentwicklung

Sowohl die mündlichen Hinweise und Berichte aus der Presse, als auch die Jagdstreckenstatistik weisen auf einen Anstieg der Waschbärpopulation hin. Der Anstieg der Nachweise in den letzten 5 Jahren im südlichen Holstein und im Lauenburgischen sowie ebenfalls im schon länger besiedelten Angeln lassen einen stärkeren Populationsanstieg in den nächsten Jahren erwarten. Es ist denkbar, dass die bisher eher sporadischen Nachweise sich in naher Zukunft häufen.

Status

Der Waschbär ist ein heimisch gewordener Neubürger, dessen Bestand langsam wächst. Er ist nicht gefährdet.

Literatur

 

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