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Nilgans

 

Habitat und Lebensweise

Die Nilgans ist ursprünglich ein Brutvogel aus Afrika. Häufig in Ost - und Zentralafrika vorkommend, besiedelt sie dort fast jeden afrikanischen Gewässertyp. Die Nilgänse waren bereits den alten Ägyptern, Griechen und Römern als Parkvögel bekannt, wo sie als Ziergeflügel gehalten wurden. Im 17. Jahrhundert gelangte sie nach Europa und wurde in Tier- und Vogelparks gehalten und gezüchtet. Von dort aus begründeten Gefangenschaftsflüchtlinge im Laufe der Zeit an einigen Stellen in Europa vereinzelte Nilganspopulationen. In den Niederlanden brüten auf diese Weise seit Ende der 1960er Jahre Nilgänse. 1977 wurde das erste Nilganspaar auf der niederländischen Seite des Niederrheins entdeckt, 1986 erfolgte der erste Brutnachweis für den deutschen Teil des Niederrheins. Bis 1995 war die niederrheinische Brutpopulation bereits auf 120-150 Brutpaare angewachsen.

Über die Habitatnutzung in Schleswig-Holstein ist wenig Spezielles bekannt. Die Nilgans brütet an Seen, Flüssen und größeren wie kleineren Stillgewässern. Sumpfige Ufer und Schilfzonen werden in der Regel als Brutbiotope angenommen. Sichtbar wird die Nilgans bei Weidegängen auf gewässernahem Grünland, wo sie das Nahrungsangebot landwirtschaftlicher Flächen nutzt.

Nilgänse sind in ihrer Nistplatzwahl sehr flexibel. So brüten sie sowohl auf dem Boden, als auch in dichtem Gebüsch und in Höhlen. Nilgänse legen 5 bis 12 Eier aus denen nach 28 bis 30 Tagen die Küken schlüpfen. Die Jungvögel werden nach 70 bis 75 Tagen flügge.

Vorkommen 

Die Nilgans ist auch in der neueren Fachliteratur kaum als heimischer Brutvogel beschrieben, denn die Art stammt ursprünglich aus Afrika mit Verbreitungsschwerpunkt südlich der Sahara. Als Irrgast ist sie bekannt aus Nord-Afrika, England und sehr selten in Westeuropa. Bei der Untersuchung des WildTierKatasters wurde die Art aufgenommen, da zunehmend vereinzelte Sichtbeobachtungen gemeldet wurden, die sich meist unmittelbar mit Gefangenschaftsflüchtlingen in Verbindung bringen ließen.
Die dargestellten Brutvorkommen (Karte) lassen jedoch vermuten, dass die Nilgans Bruterfolge in Schleswig-Holstein realisieren kann und, ausgehend von wenigen Einzelfunden früherer Jahre, mittlerweile mehrere im ganzen Land verteilte Einzelvorkommen aufweisen kann.
Mindestens 40 Brutzeitvorkommen der Art sind für Schleswig-Holstein bestätigt.

Populationsentwicklung 

Weil die Nilgans im Brutvogelatlas (Berndt et al. 2002) mit nur 3 Lokalisationen von Brutzeitvorkommen außerhalb Kiels im Jahr 1999 geführt ist und in den Vorjahren nur ein verschiedentliches Auftreten an der Unterelbe bestätigt wurde, sind die Kartierungen aus dem Jahr 2005 durch das WildTierKataster als Indiz dafür zu werten, dass die Art in Zukunft häufiger anzutreffen sein wird, zumal sie damit einem mitteleuropäischen Trend folgen würde.

Status 

Bisher selten brütender Neubürger in Schleswig-Holstein. Ein Populationsanstieg ist zu erwarten.

Nilganserfassung 2010 

In Schleswig-Holstein hat erst nach der Jahrtausendwende eine sporadische Ansiedlung begonnen, auch wenn Einzelbruten bereits früher dokumentiert werden konnten. In der Erfassung durch das Wildtierkataster im Jahr 2005 wurden 47 Brutpaare oder Vorkommen zur Brutzeit dokumentiert. 2010 konnten 144 Brutpaare bestätigt werden, die sich schwerpunktmäßig auf dem zentralen Geestrücken Schleswig-Holsteins verteilen, aber auch vermehrt in der Lauenburger Geest auftreten. Vereinzelte Brutnachweise stammen aus dem Östlichen Hügelland und dem Nördlichen Angel sowie den Elbmarschen.
Von der Insel Pellworm wurde die bisher einzige Brut aus den Seemarschen gemeldet, wo sich ein Nilgansbrutpaar bei hoher Dichte von Graugänsen etabliert hat.
Die relative Bestandsentwicklung der Nilgans lässt sich seit 2005 auch anhand der Jagdstrecke nachvollziehen. Erstmals dokumentiert mit 11 erlegten Individuen findet die Art Erwähnung in den Wildnachweisungen des Jagdjahres 2005/06. In den folgenden Jahren steigert sich die Jagdstrecke bei exponentiellem Anstieg auf 354 Exemplare im Jagdjahr 2010/11. In allen Landkreisen vollzieht sich der Anstieg deutlich und der Prozess scheint sich nach heutiger Kenntnislage in den nächsten Jahren fortzusetzen. Nicht flächenkongruent zu  den Brutpaarerfassungen werden derzeit die meisten Nilgänse in den Kreisen Nordfriesland, Rendsburg, Schleswig und Plön erlegt, was darauf hindeutet, dass zur Brut genutzte Regionen nicht umfänglich als Nahrungsflächen zur Jagdzeit im Herbst und Winter genutzt werden, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass in den Wintermonaten auch Rastbestände aus anderen Brutgebieten eintreffen.

Die weitere Entwicklung des Neozoons Nilgans sollte weiter dokumentiert und beobachtet werden. Nach verschiedenen Studien und Berichten kann die Art einen negativen Einfluss auf die heimische Wasservogelfauna haben, weshalb eine intensive Bejagung zu empfehlen ist. Spezielle Untersuchungen zu diesem Themenkomplex sollten in der aktuellen Phase der jungen populationsdynamischen Prozesse durchgeführt werden.
 
 

 

 

 

 

 

 

 

 


Literatur 

 

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