Vögel:: Rebhuhn << Waldschnepfe >> Rabenkrähe

Die Waldschnepfe

 

Habitat und Lebensweise

Waldschnepfen zählen aufgrund ihrer Brutbiologie und der heimlichen Lebensweise zu den am schwierigsten zu erfas­senden Vogelarten. Gezielte quantitative Erhebungen exis­tieren nur für einige Kleinsträume in Schleswig-Holstein und können keinen landesweiten Einblick in Populations­zahlen bieten. Die Waldschnepfe ist eine polygame Vogelart und an der Luftbalz im Frühjahr beteiligen sich überwiegend die Männ­chen, aber aufgrund eines nicht bekannten Geschlechterver­hältnisses können hier keine Rückschlüsse auf eventuell vorhandene Weibchen gezogen werden. Die Marschlandschaft wird weiterhin als ungeeigneter Brut­biotop ausgewiesen. Interessant ist allerdings die Bestäti­gung der Art als Brutvogel im Forst Katinger Watt, der­zeit das einzige bekannte Brutvorkommen in der Marsch.

Vorkommen

Die Waldschnepfe ist in Schles­wig-Holstein im Frühjahr wie im Herbst häufig in der Dämmerung an Waldlichtungen oder am Waldrand zu beobachten. In einer Erhebung des WildTierKatasters im Jahr 2001 sollte angegeben werden, bis zu welchem Zeitpunkt Balzflüge in den Revieren zu beob­achten sind. Die Beteiligung an dieser umfangrei­chen Erfassung lag jedoch bei nur 20 % der Reviere. Je etwa 24 % der Balzbeobachtungen wurden im Hochwald und Bruch- bzw. Moorwald notiert, wobei feuchte bis nasse Standorte in der Flächenrelation betrachtet, einen wesentlich höheren Stellenwert erlangen. Flächen der Neuwaldbildun­gen machten insgesamt etwa 22 % der Nach­weise aus. Aus der Untersuchung geht hervor, dass der Waldschnepfe Waldregionen, auch relativ kleinparzellierte, mit ständiger Bodenfeuchte als potenzielle Brutplätze dienen. Welchen Einfluss die steigenden Schwarzwildbestände auf Brutvorkommen und Bruterfolge haben, kann nur vermutet werden. Allerdings ist davon auszugehen, dass es regelmäßig zu Gelegeverlusten kommt. Weitere Informationen neben diesen Beobachtungsmitteilun­gen sind die Jagdstrecken. Seit dem Verbot der Frühjahrs­jagd im Jahr 1977 wer­den dabei aber vornehmlich die skan­dinavischen Zugsch­nepfen erfasst, sodass hieraus kaum Hinweise auf die Kon­stitution der heimischen Bestände ge­wonnen wer­den kön­nen. Dieser Umstand zeigt sich in der seit 1982 landkreis­weise geführten Jagdstreckenstatistik: In den waldärmsten Landkreisen Dith­marschen (3,1 %) und Nordfriesland (3,7 %) werden bis zu 70 % der Waldschnep­fen der Jahresjagd­strecke erlegt.

Populationsentwicklung

Die geschätzte Weltpopulationsgröße beträgt ca. 15 Mio. Waldschnepfen. In Frankreich werden jährlich ca. 1,2 Mio. Waldschnepfen auf der Jagd erlegt. In Italien liegt die Jagdstrecke bei ca. 1,0 Mio. Vögel und Griechenland bei ca. 0,5 Mio. Waldschnepfen. Die Gesamtzahl auf der Jagd erlegter Waldschnepfen beträgt europaweit ca. 3 bis 4 Mio. Vögel. Die Gesamtstrecke in Deutschland liegt bei ca. 20.000.
Eine Bejagung erfolgt in Schleswig-Holstein zwischen dem 16. Oktober und dem 15. Januar. Die Anzahl jagdlich erbeuteter Waldschnepfen sank seit 1977 (Beginn des Verbots der Bejagung im Frühjahr) vom Maximalwert 6.200 zwischenzeitlich auf den Minimalwert von 700 Vögeln in 1997 und beläuft sich – bei nachlassender Bejagungsintensität - derzeit auf ca. 2.000 Exemplare jährlich.
Die im Lande angestrebte Schaffung naturnaher Wälder mit hohem Laubholzanteil und die Schaffung von Feuchtgebieten mit Grünlandanteilen begünstigt auch die Waldschnepfe durch steigende Angebote von geeigneten Brut- und Nahrungsflächen. Der Klimawandel kann u.U. dazu beitragen, die Zugwege zwischen Winter- und Sommerlebensräumen zu verkürzen und damit Energie zu sparen.

Status

Die Waldschnepfe ist ein heimischer Brutvogel. Eine kon­krete Gefähr­dungssituation besteht derzeit in Schleswig-Holstein nicht. Die Neu­waldbildungen bieten den Schnepfen potenzielle neue Brut­habitate. Inwieweit die Schnepfe durch steigende Schwarz­wildpopulationen gefährdet ist, kann nicht beurteilt werden.

Erfassung 2013

Bei der Zählung balzfiegender Männchen im Jahr 2013 sollte das Untersuchungsgebiet (Schleswig-Holstein) innerhalb einer Balzperiode (April bis Juli) von sachkundigen Mitarbeitern fast „gleichzeitig“ abgesucht werden. Damit kann ein jeweils aktueller Status für das Untersuchungsjahr beschrieben werden. Diese flächendeckende Methode erfordert wegen der Gleichzeitigkeit der Untersuchung einen hohen Personaleinsatz und eine umfassende Koordination der Mitarbeiter innerhalb des Erfassungszeitraumes einer Balzperiode. Dabei dürfen Rückschlüsse von der Anwesenheit balzender Hähne auf die Existenz und Größe einer Brutpopulation nur dort gezogen werden, wo mehrfach und über Anfang Mai hinaus balzende Tiere beobachtet werden. Balzfüge wurden mit Datum und Ort in eine Karte eingetragen. Bekannt ist, dass nur ein Teil aller balzenden Hähne Balzflüge macht. Trotz dieser Unsicherheiten lässt sich von der Anzahl balzender Hähne ein Index für die Populationsgröße ableiten, ergeben aber sicherlich nur eine Unterschätzung.
Rasterkartierungen haben sich bei der Waldschnepfe nicht bewährt. Die bisher bekannten Ergebnisse der beiden Rasterkartierungen in Schleswig-Holstein (Berndt et al., 2003; Koop & Berndt, 2014) repräsentieren einen Erfassungszeitraum von 10, bzw. 5 Jahren, die benötigt wurden, um die in Schleswig-Holstein liegenden Untersuchungsabschnitte (Raster) gesamthaft zu bearbeiten. Koop & Berndt (2014) bezeichnen für den Zeitraum 2005 – 2009 die Bestandssituation der Waldschnepfe „als unbefriedigend geklärt“, weil eine „Erfassung dieser Art im Rahmen der Brutvogelatlaskartierung methodenbedingt nicht umsetzbar“ war. Es liegen dort jedoch Informationen vor, die „grundsätzliche Aussagen zu Bestand und Entwicklung ermöglichen“. Danach befand sich die Population Schleswig-Holsteins in einem guten Erhaltungszustand und zeigte eine „starke Zunahme > 20%“ im kurzfristigen Trend. Es finden sich dort folgende Populationsschätzungen nach Rasterkartierungen:


•    Zeitraum 1985 – 1994: 610 BP / Reviere    42,1% Rasterfrequenz (Berndt et al., 2003)
•    Zeitraum 2005 – 2009: 900 BP / Reviere    45,4% Rasterfrequenz (Koop & Berndt, 2014).


Im Rahmen des „Wildtier-Kataster Schleswig-Holstein“ wurde eine Erfassung innerhalb eines Zeitraums von April bis Juli der Erfassungsjahre 2001 und 2013 mittels definierter Methoden, Erfassungsbögen und Stichprobenflächen (Jagdbezirke) durch sachkundige, freiwillige Mitarbeiter durchgeführt. Die Ergebnisse der damaligen 504 Stichprobenflächen (ca. 20% der Landesfläche) in der Fortpflanzungsperiode 2001 lieferten eine vergleichbare Verbreitung, wie die Ergebnisse bei Berndt et al. (2003).
Die geschätzte Gesamtanzahl balzfliegender Hähne im Jahr 2013 wurde auf der Grundlage von 1.013 beteiligten Stichprobenflächen (Jagdbezirke) abgeschätzt, die 5.526 km² (= 35,4% der Landesfläche) ausmachen. Damit sind 308 von 654 möglichen Raster-Quadranten abgedeckt (47,1% Rasterfrequenz). Es gingen nur Balz- oder Paarflugbeobachtungen aus dem Zeitraum Mai und Juni in die Berechnung ein, um Durchzügler weitestgehend ausschließen zu können  (Abb. 1).

Verbreitung

Abb. 1: Beteiligte Stichprobenflächen im Untersuchungsgebiet (n = 1.013), in denen im Jahr 2013 Waldschnepfen vorkamen und gezählt wurden, bzw. in denen ein Vorkommen / Nichtvorkommen ohne Zählung protokolliert wurde.

Bei vorsichtiger Schätzung, die mindestens eine Bestätigung von vorherigen Balzflügen in der jeweiligen Stichprobenfläche erforderte, wurde jeweils der Zähltermin gewertet, an dem die meisten, sicher gleichzeitig balzenden Vögel beobachtet wurden. Bei den Auswertungen wurde danach jeweils 1 balzender Vogel als „1 Brutpaar“ bewertet. Die Hochrechnung zum Gesamtergebnis beruht auf den Summen der Ergebnisse der separaten Naturraumberechnungen zu den BP / Revieren, dem jeweiligen Quotienten von „Vorkommen / Anzahl“ und „Nichtvorkommen“ in den beteiligten Naturraumflächen und den Naturraumflächenanteilen an der Gesamtfläche.
Im Ergebnis weist diese Abschätzung der WTK SH-Erfassung in der Fortpflanzungsperiode 2013 einen Bestand von ca. 2.500 BP/ Reviere für Schleswig-Holstein aus.
 

Literatur

Drucken