Da Säugetiere durch ihre versteckte und häufig nachtaktive Lebensweise schwierig zu erfassen sind, werden sie bei Planungen, die einer naturschutzfachlichen Begutachtung bedürfen, in aller Regel unterrepräsentiert berücksichtigt. Obwohl außer der Ordnung der Fledermäuse (Chiroptera) sämtliche mitteleuropäische Säuger Wanderstrecken am Boden zurücklegen und daher wesentlich anfälliger gegen landschaftszerschneidende Bauprojekte sind als beispielsweise Vögel, fehlt häufig die Initiative, sich mit dieser Thematik eingehend auseinander zu setzen. Die Vogelwelt profitiert hier von der guten Erfassbarkeit der meisten Arten bzw. der daraus resultierenden relativ großen Bevölkerungsgruppe ornithologisch Interessierter.
Säugetiere werden zahlreich durch Kraftfahrzeugverkehr getötet, was beim heutigen Verkehrsaufkommen unvermeidbar ist. Es ist in diesem Zusammenhang außerdem bedauerlich, dass diese Totfunde nicht systematisch kartiert werden, obwohl die Informationen das Verbreitungsbild der Arten präzisieren und eine erheblich verbesserte Grundlage für Straßenplanungen bzw. der Planung oder den Ausbau von Querungshilfen für Wildtiere schaffen könnten.
Bisher werden Totfunde nur bei Unfällen mit größeren Wildtieren registriert, da hier versicherungsrelevante Schäden auftreten. Die Protokollierung dieser Vorgänge geschieht aber unsystematisch und wird allenfalls lokal durch interessierte Jäger oder Polizeibeamte vorgenommen, so dass diese Daten in der Regel nur selten verwertbar oder zugänglich sind.
Sinnvoll wäre eine systematische Erhebung möglichst aller getöteten, am Straßenrand aufgefundenen Säugetiere. Dazu gehören auch FFH - Anhangsarten.
Mit Hilfe der digitalen Revierkarte werden allen Jagdbezirken Schleswig-Holsteins Karten zur Verfügung gestellt. Die Jagdbezirksinhaber werden gebeten, im laufenden Jahr aktuelle Totfunde präzise einzutragen.
Die Jäger im Land werden zu sehr vielen Wildunfällen gerufen, sie haben Erfahrung in ihren Revieren und können die verunfallten Tiere zuordnen und nach Alter klassifizieren, was für die Auswertung von großer Bedeutung ist. Daher wird in diesem Projekt auf die Mitarbeit der Jäger gesetzt, aber auch alle anderen Naturliebhaber und -interessierte können tot aufgefundene Tiere melden.
In der ersten Phase wurden alle Pächter angeschrieben und gebeten, ihr Wissen um Wildunfälle mitzuteilen. Dazu wurden Fragebögen mit Jagdbezirkskarten versendet. In diese Fragebögen wurden Unfallschwerpunkte der letzten Jahre sowie konkrete Wildunfälle verzeichnet und mit Hintergrundinformationen versehen.
In der zweiten Phase ist das Internetportal des WTK (s. Abb.) für die Totfundmeldung eröffnet worden. Dort können nun für die Zukunft alle tot und verletzt aufgefundenen Wildtiere gemeldet werden.
Der Fortgang des Projektes soll auf diesen Seiten in unregelmäßigen Abständen aktualisiert werden.
Um dieses umfangreiche und wichtige Projekt erfolgreich durchführen zu können, ist die Mitarbeit vieler ehrenamtlicher Helfer, die an der Pflege des Waldes, des Schutzes seiner Bewohner und der Lebewesen, die in Feld und Flur ihren Lebensraum gefunden haben, dringend erforderlich.
Die Erfassung von Wildunfällen ist dazu eine wichtige Voraussetzung, weil nur so ein aussagekräftiges Bild über deren Ursachen erstellt und Vorschläge zur Verhinderung solcher Schäden gemacht werden können.
Wer also an der Natur Interesse zeigt, ein guter Beobachter ist und das Projekt unterstützen möchte, kann sich seit dem 25. 05. 2011 auf dieser Webseite anmelden und entsprechende Funde veröffentlichen.
Er leistet damit einen wichtigen und anerkennenswerten Beitrag zum Naturschutz.
Die erfassten Informationen können in vielfältiger Weise genutzt werden.
Durch die ortsgenaue Angabe des Unfalls oder des Totfundes können mit Hilfe von weiteren Landschaftsinformationen Regeln gesucht werden, die zu Unfallhäufungen führen könnten. Das Totfundkataster bietet dafür die notwendige Datengrundlage.
Das System ist offen gestaltet und erweiterbar. Durch Kooperationen in Forschung und Verwaltung kann das System ausgeweitet und effektiver werden. Die Projektregion ist Schleswig-Holstein, aber es können sich weitere Bundesländer gerne beteiligen.
Auch ist das System nicht auf Wildunfälle begrenzt, so können auch Unfälle mit Windkraftanlagen u.ä. erfasst werden. Prinzipiell könne weitere Todesursachen aufgenommen werden.
Durch diese Offenheit soll das System für weitere Projekt eine Basis bilden. Erste Ergebnisse sind auf dieser Seite dargestellt.