Das BINGO!-Projekt Nestkameras bei Wiesenweihen

Dankenswerterweise wurde dem Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V. durch die BINGO!-Umweltlotterie die Anschaffung von vier Wildkameras finanziert. Wir können so der Frage nachgehen, ob neben dem bei uns normalerweise durchgeführten Nestschutz mit Restflächen von 50 x 50m auch der Einsatz von Nestschutzgittern sinnvoll ist. Insbesondere soll geklärt werden, ob diese Gitter Schutz vor Bodenprädatoren wie dem Fuchs bieten. Daneben sollen Besucher dieser Seite künftig mit intimen Einblicken aus dem Leben der jungen Wiesenweihen für den Schutz dieser Art sensibilisiert werden. Wir werden also im Laufe der Brutsaison in loser Folge hier Bilder von einigen beispielhaften Standorten präsentieren, die den Brutverlauf dokumentieren. Um die Bruten ungestört zu lassen, sind die Ortsnamen nicht genau angegeben.

Südlich Schuby 2013

Das Paar südlich von Schuby brütet in Roggen zur Ganzpflanzensilage. Dieses Bruthabitat ist besonders gefährlich für Wiesenweihen, da schon sehr früh gemäht wird, gelegentlich schon im Juni. Da bleibt nicht viel Zeit, um das Nest zu finden. Der Landwirt vor Ort ist einverstanden und wir können loslegen. Wir verwenden einen Nestschutz aus vier Holzrahmen, bespannt mit Volierendraht.
 
Die Kamera wird aufgestellt und sorgfältig ausgerichtet.
 
Die Jungen sind noch im Dunengefieder und warten auf das Weibchen, das über uns kreist und laut keckert.
 
Wir ziehen uns zurück und beobachten. ob das Weibchen unseren Nestschutz akzeptiert. Noch während wir am Weggehen sind, geht das Weibchen wieder aufs Nest.
 
Die Jungen werden nach kurzer Inspektion der Umgebung gehudert. Wir sind beruhigt.
 
Das Hudern dient der Temperaturregulierung. In den ersten Wochen sind die Jungen, insbesondere in der Nacht, darauf angewiesen.
 
Während das Männchen jagt bleibt das Weibchen in der Regel im Nest, die Beute wird in der Luft ans Weibchen übergeben und von diesem vor dem Eintragen oft gerupft. Oft ist es deswegen schwer die Beute auf den Fotos zu identifizieren. Hier kann man immerhin sagen, dass es sich wohl um einen Singvogel handelte.
 
Diese Brut war erfolgreich und konnte am ausfliegen. Vielen Dank an die beteiligten Landwirte für die gute Abstimmung!
 

Ellerdorf 2013

Ellerdorf ist eine außergewöhnliche Brut: zum einen handelt es sich um eine der ersten Brutnachweise aus dieser Gegend, zum anderen liegt der Nistplatz in Hochstaudenflur, überwiegend aus Brennnesseln bestehend.

In Schleswig-Holstein finden nur noch wenige Bruten in solchen naturnahen Habitaten statt. Die meisten Paare brüten in landwirtschaftlich genutzten Kulturen wie Getreidefeldern. Und dann das: am 14.07.2013 ist erst ein Jungvogel geschlüpft, zwei Eier werden noch bebrütet! Wir stellen einen Nestschutz auf und bringen die Kamera an. Für den Nestschutz haben wir hier Elemente von Kompostern aus dem Baumarkt verwendet. Diese lassen sich gut transportieren und sind schnell aufgestellt. Das Foto zeigt einen anderen Brutplatz im Getreide.
Eine Woche später sind alle drei geschlüpft, während woanders schon die ersten flüggen Jungvögel unterwegs sind.
 
Um in dem teils lückigen Bestand keine Spuren zu hinterlassen, gehen wir so wenig wie irgend möglich ans Nest.
 
Trotz des späten Termins fliegen alle Jungen aus und werden zunächst noch in der Nähe gefüttert. Am 10.08.2013 schlafen noch zwei Geschwister im Nest.
 

 

Südl. Mölln 2014

Auch im Vorjahr waren hier Brutpaare gewesen, hier sieht man den Nestschutz, wie er damals im Nachbarfeld stand. Der Jungvogel war da allerdings schon fast flügge und benötigte den Schutz nur noch für wenige Tage.

Auch 2014 sind die Jungvögel beim Aufbau des Nestschutzes schon recht weit, eine Woche benötigen sie aber noch mindestens.

Der Nestschutz wird, wo er aus dem Getreide ragt, noch ein wenig mit Pflanzenmaterial verkleidet, damit das Weibchen ihn eher akzeptiert.

Trotzdem vergehen zwischen Aufbau und der ersten Fütterung gute 30 Minuten, während denen der Bearbeiter natürlich nervös ist. Dann aber geht das Weibchen runter und alle beteiligten sind erleichtert. Natürlich haben wir beim Aufbau darauf geachtet keine Spuren am und vor allem zum Nest zu hinterlassen, so dass man den Schutz nötigenfalls hätte wieder entfernen können.

Breitenfelde2014_Fuetterung

Die Jungen sind schon so alt, dass das Weibchen nicht mehr zu hudern braucht. Viele der Weibchen, die wir untersuchten übernachten dann nicht mehr im Nest.

Schon bald ist der erste Vogel flügge und auch er übernachtet nicht mehr im Nest, lässt sich aber noch in der Nähe füttern. Hier sieht man, wie er sich ein letztes mal ins Nest duckt um dann abzufliegen.

Der jüngere Vogel bleibt erstmals alleine zurück, bis auch er alt genug ist.

 

Östl. Leck 2014

Diese Brut in Nordfriesland wurde uns vom dortigen Landwirt und Jäger gemeldet. Beim gemeinsamen Begehen des Nests trauen wir unseren Augen kaum.  Am 29.07.2014 sitzen dort drei Dunenjunge, die höchstens 3-5 Tage alt sein können.

Die Gerste ist zur Saatgewinnung bestimmt und durch den Einsatz von Halmverkürzern nur knapp 40 cm hoch, ums Nest herum ist sie teilweise schon ins Lager gegangen. Ein normaler Gitternestschutz würde hier wohl kaum durch die Vögel akzeptiert, er würde deutlich über die Vegetation hinaus ragen. Ohne Nestschutz wären die Jungen eine sichere Beute für Fuchs und Co. Was also tun? Wir entscheiden uns, das Nest in einigem Abstand mit einem Elektrozaun zu umgeben.

Auch dieser ist nicht gerade unsichtbar. Wir bauen die Kamera auf und ziehen uns zurück.

Erst nach langer Zeit gehen die beiden Altvögel nacheinander auf das Nest und akzeptieren unsere Schutzmaßnahme. Wir sind mal wieder erleichtert und tatsächlich klappt alles. Alle Jungen fliegen aus. Vielen Dank dem Landwirt für die gute Zusammenarbeit! Hier noch ein Foto während des Wechselns der Speicherkarten.
 
Die Nestkameras haben uns ungeahnte Datenmengen beschert. Bislang kamen über 207 000 Bilder zusammen, die nun aufgearbeitet und ausgewertet werden wollen.

 


Wir danken der BINGO!-Umweltlotterie für die Finanzierung!

 

 

 

 

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